Heitere Sparmaßnahmen

Ein sparsamer „Zungenschlag“ im Heidelberger Theater?

Von Jutta Schneider

Der musikalische Einstieg „Chicago“ mit Sängerin Nina Wurman, nur durch wenige funzelige Glühbirnen im Maguerresaal beleuchtet, und die auf Piano und Bass reduzierte Band „Schlag auf Schlag“ ließen das Motto des Abends bereits erahnen: Sparsam ging es zu beim 130. „Zungenschlag“ im Heidelberger Theater – aber zum Glück nur thematisch.

Damit ihr Auftritt auch gleich zeitsparend würde, kam „Assistänzerin“ Frau Warth auf Rollerblades rein geeiert. Ihr Chef, Moderator Axel Naumer, konnte sie gerade noch bremsen. Sie lieferten sich ein Duell sparsamer schwäbischer Witze, so dass sich auch das Publikum die Lacher sparen konnte. Naumer machte sich später in seinem „Jet-set-Tagebuch“ Spar-Gedanken, denn beim Geld macht Sparen mit den aktuellen Zinssätzen keinen Sinn mehr; bliebe also das Kaloriensparen – vielversprechend und sowieso viel gesünder.

Selbstverständlich war auch Bernhard Bentgens dabei mit einem Spar-Lied und, gemeinsam mit Rosemie Warth und Nina Wurman, bei der Gesangsgruppe „Triologie“. Jean Michel Räber und Thomas C. Breuer stellten als Reporter ein völlig neues TV-Format der ARD zu Sparzwängen vor: Die Gala „Wer war Milliardär?“. Ein Gejammere all der Brenninkmeijers, Schickedanz‘ und Co., denen die staatlichen Haushaltszuschüsse nicht mal mehr reichen, um ihr Hauspersonal zu bezahlen. Die Spendentelefone waren bis Mitternacht geschaltet. Aber – so wusste Breuer – was braucht man eine Rolex, wenn man eh keine Zeit hat. Er plädierte außerdem dafür, nur noch gelesene Bücher zu kaufen, das spart das Selbstlesen.

Wer aber glaubt, sich die Steuern sparen zu können, kam Siegmund von Treiber von der Steuerbehörde (großartig als „Finanzkabarettist“: Abendgast Chin Meyer) gerade recht. Gleich entdeckte er seine Klientel im Publikum und begrüßte einzelne Herren mit Handschlag und dem Hinweis: „Fluchtversuche sind zwecklos, das Gebäude ist großräumig umstellt“. Zungenbrecherisch, wie er die zahlreichen Steuern runterrattern konnte (sein Vorbeugetraining gegen Demenz), und messerscharf, wie er die verschiedenen Sparversuche der Bundesministerien aufs Korn nahm. Aber: Die moralische Brille des Staates hat überhaupt keine Gläser mehr, denn das Steuersystem, richtig angewendet, spart echt Geld: Hat nicht die Deutsche Bank in letzter Zeit bei jeder Schweinerei mitgemischt?

Einen gar nicht sparsamen Knaller lieferte Frau Warth: Wofür hatte sie sich eigentlich aufgespart in all den Jahren? Endlich wollte sie ihre Weiblichkeit voll ausleben und erschien – ganz im Stil des Pariser Lido – im Fummel mit Federboa und künstlichen Wimpern und rekelte sich ungeschickt-lasziv auf einem Barhocker.

Das schwungvolle Finale des Abends bescherte das achtköpfige „Swing Step Show Team“ mit gepflegtem Lindy Hop, so dass das Publikum wahrlich nicht mit Applaus zu sparen brauchte.