Der 121. „Zungenschlag“ im Heidelberger Theater: (Welt)Meisterlich, aber ohne Halbzeitgetränke
Von Jutta Schneider
Herrje, war da viel los beim 121. „Zungenschlag“ im Heidelberger Theater. Es schien, als wollte das bewährte Team um Gastgeber Axel Naumer gegen Russland-Belgien anspielen. Und das gelang, obwohl Assistänzerin Frau Warth (schon wieder!) durch Abwesenheit glänzte, aber wenigstens mit Videozuspielung präsent war.
Ganz vereinzelt gab es tatsächlich leere Plätze im Zuschauerraum, aber wer seine Karten zugunsten des Fußballs hatte verfallen lassen, war selber schuld. Verpasste er doch Erlesenes von Hans Zippert, dem Kolumnisten der „Welt“, der mit trockenem Humor Freistoßspray, Muttermilch und Brotkrusten aufs Korn nahm und darauf hinwies, dass die deutsche Mannschaft bei der WM immer nur gesiegt hat, wenn der Name Helmut (Rahn, Schön, Schmidt, Kohl) eine Rolle gespielt hatte. Angela geht also gar nicht.
Ach so, das Thema des Abends, wie lautete es doch gleich? „Sieger, Gewinner, Meister“. Und es erschienen direkt vier Meisterinnen ihres Fachs in knalligen Paillettenkleidern: die „Schönen Mannheims“. Drei Rock-Röhren (Salut an Tina – nicht Tena – Turner!) nebst Pianistin, die sich mit eigenen kurpfälzischen Texten auf gängige Songs über ihre Wehwehchen von „Dreissig plus und ein bisschen drüber“ lustig machten und darum am Ende die High-Heels souverän auszogen.
Auch die Zungenschlag-Band „Schlag auf Schlag“ (mit Olaf Schönborn als Ersatzspieler am Saxofon), war wie immer meisterlich unterwegs, diesmal mit einer Komposition von Pianist Daniel Prandl. Sie begleitete zudem Nina Wurmans wunderschöne Gesangsinterpretation des Abba-Songs „The Winner Takes it All“ und auch Dexter Mason, einen stimmlich herausragenden Vertreter des Vocal-Jazz am Beginn seiner Erfolgsleiter.
Musikalisch versuchte Bernhard Bentgens mit einem Lied die Welt zu meistern, wozu er sich Sohn Pius und Bernhard Petermann als geigende Verstärkung mitgebracht hatte.
Weltmeisterliche Nachrichten aus der Rhein-Neckar-Region lieferte Thomas C. Breuer: Wer hätte z.B. geahnt, dass Heidelberg einen Friseur-Weltmeister beherbergt? Aber regional Erhellendes zur Frage, wer Gewinner des Heidelberger OB-Kandidaten-Wettbewerbs der Grünen sein würde, konnte Privatdetektiv Harry Stahl in Jean Michel-Räbers Hörspiel leider nicht beitragen; ein Bademeister aus dem Thermalbad mit Ronaldo-Waden wird es jedenfalls nicht.
Zwei Gäste aus Tübingen, Christine Prayon (Heute-Show) und Helge Thun rundeten den abwechslungsreichen Abend ab mit wortwitziger Fussball-Poesie und ihrer vortrefflich am Loriot’schen Badewannensketch angelehnte Dienstwagenfahrt von Frau Leutheusser-Schnarrenberger und Herrn Dr. Lucke („Das Radio bleibt aus“ statt „Die Ente muss raus“).
Besonders dankbar waren die Zuschauer dem Zungenschlag-Team, weil es mit ihnen in der Pause seine eigenen Getränke teilte, denn die Foyer-Bewirtschaftung war spontan („wegen Krankheit“) ausgefallen; sehr ärgerlich an einem warmen Sommerabend.