Nur für Jungs

Eher männerlastiger 134. „Zungenschlag“ im Heidelberger Theater

Von Jutta Schneider

Ohne Umschweife: Beim 134. „Zungenschlag“ im Maguerresaal des Heidelberger Theater fehlte Frau Warth. Sie und Gastgeber Axel Naumer sind das Band, das den Abend umschließt und ihn mit einer großen Schleife zum Geschenk für das Publikum werden lässt. Das jeweilige Abendmotto wird durch sie repräsentiert und verbindet die einzelnen Nummern. Diesmal war aber leider die Aneinanderreihung diverser – mehr oder weniger aktueller – Programme der Abendgäste zu deutlich spürbar, auch wenn sie zum Thema des Abends „Männer“ passten.

Immerhin waren die Darbietungen der 16 Herren des HardChors – jenem Männergesangsverein der schrägeren Art –  unter Leitung von Bernhard Bentgens schön gesungen und amüsant. Seit 1989 können sie nun mit ihrem 10. Bühnenprogramm aufwarten, darin Lieder wie z.B. „Easy like Sunday morning“ mit eigenem Text („Müsli am Sonntagmorgen“) und auch eigenen Kompositionen.

Die Band „Schlag auf Schlag“ punktete erfolgreich bei den Zuschauern mit „Concrete Samba“ von Saxophonist Olaf Schönborn. Und sie begleitete Nina Wurman bei ihrem Beitrag zum Abendmotto, dem Song „The man I love“.

Auszüge aus seinem 25. Programm steuerte Thomas C. Breuer im 25. Jahr des Zungenschlags bei und erkannte, dass Männer sich heutzutage in keiner „Prinzenrolle“ mehr befinden. Im Gegenteil: Überall wird man als Mann angezweifelt und steht mit einem Bein im Gefängnis. Was könnte da helfen? Vielleicht „Mädelsabende“ für Jungs?

Im Hörspiel machte Jean Michel Räber seinen Protagonisten Privatdetektiv Harry Stahl zum Personenschützer für einen Architekten, der am Theaterplatz ein Museum bauen will. Die recht verworrene Geschichte mündet im Happy End, für das, wie wir wissen, Heidelberg immer etwas länger braucht: Nach 15 Jahren zieht der Architekt genervt seinen Entwurf zurück und ein Bio-Supermarkt kann gebaut werden.

Ein Wiedersehen mit seiner alten Wirkungsstätte feierte Bill Mockridge, auch wenn diese eigentlich auf der Bühne des Alten Saales gewesen war. Hier spielte der Schauspieler fünf Jahre lang in den 1970ern und erhielt den Impuls für sein „Springmaus-Improvisationstheater“, das sich dann bis 1978 im Saal der Neuenheimer „Alten Krone“ etablierte. Es erlebte seine Wiederauferstehung 1983 in Bonn, wo Mockridge Margie Kinsky kennenlernte und wo sie geheiratet haben. Die Beiden erzählten Episoden aus ihrem Familienleben mit sechs Söhnen und italienischer Oma, die inzwischen aus vielen TV-Sendungen bekannt sind. Deshalb war die Darbietung im Rahmen des Zungenschlags zwar unterhaltsame, aber größtenteils eher „aufgekochte“ Kost.

Ach so, nochmal zum Abendmotto „Männer“: Boxershorts-auf Wäscheleinen und Werbeeinspielungen für einen „Zungenschlag-Shop für echte Männer“ mit Fotos von Frau Warth, die für Männergeräte wie den Nassrasierer „Shave Rosemie“ oder „Rosemie, der absolute Hammer“ lasziv posiert; das war dann doch eine Spur platt. Beim nächsten Mal ist Frau Warth wieder leibhaftig dabei. Freuen wir uns darauf.