Exotisches Treiben beim 138. Zungenschlag im Heidelberger Theater
Von Jutta Schneider
Mit kleinen Änderungen ging diesmal der „Zungenschlag“ über die Bühne im Maguerresaal des Heidelberger Theaters. Nein, nicht beim Personal, hier waren die altbekannten Protagonisten am Werk: Gastgeber Axel Naumer verriet das Abendmotto („Exotik“) und lieferte sich auch gleich die üblichen verbalen Scharmützel mit seiner „Assistänzerin“ Frau Warth. Wie vom Publikum schon fast erwartet, trat sie themengerecht mit Baströckchen über dem Faltenkleid auf und versuchte vergeblich, ihren Chef zum Hula-Tanz zu animieren.
Eine Strandbar nebst Aufblaspalme zierte die Bühne. Die Überleitung zu einer Dia-/Video-Projektion mit Markus Söder fiel Herrn Naumer aber nicht schwer: Schließlich ist Bayern aus der Perspektive von nördlich des Weißwurst-Äquators exotisches Ausland, wo die CSU künftig mit den Freien Wählern koaliert – also quasi mit sich selber.
Auch die Band „Schlag auf Schlag“ war in bewährter Besetzung und anwesend, spielte aber diesmal etwas exotischere Rhythmen. Sängerin Nina Wurman bot eine wunderbar verfremdete Version von „Que sera“ und Bernhard Bentgens bekannte „Ich bin ein Exot“.
Als regional-exotischer Abendgast im besten Sinne erschien Kabarettist Berhane Berhane, der mit sechs Jahren aus Äthiopien nach Heidelberg gekommen war. Ihm mag so manches exotisch vorkommen, was ihm in Zusammenhang mit seiner Hautfarbe und seinem Namen in Deutschland passiert. Aber er hat sich vorgenommen, der Bürokratie mit Humor zu begegnen, wenn er z.B. mal wieder vom Flughafen-Zoll oder der Verkehrspolizei rausgewunken wird.
Auch in der Heidelberger Tierwelt wimmelt es nur so von Exoten: Halsbandsittiche scheißen den Bahnhofsvorplatz voll, was Frau Warth zu einem neuen Text des Georg Kreisler-Liedes animierte: „Papageien vergiften im Park“. Auf die Sittichplage ging dann auch Thomas C. Breuer ein („Heidelberg wird immer grüner“) und berichtete dann über Wildschweine, die Schrebergärten durchpflügen und nun auch Hausschweine mit der afrikanischen Schweinepest bedrohen. Eine gefährlichere Pestform – die „Budapest“ – schwappe aus Ungarn herüber und überschwemme den „orbanen“ Raum. Über den großen Teich habe sie sich auch schon ausgebreitet und sei im Weißen Haus angekommen… Dorthin will eine dubiose Pflanzenzüchterin fleischfressenden Palmen schicken, die Demokratiefeinde fressen. So jedenfalls recherchierte es Privatdetektiv Harry Stahl mit seinem Dackel Romeo (wie alt mag der eigentlich mittlerweile sein?) in Jean Michel Räbers Hörspiel, das diesmal als Zweiteiler konzipiert war – für vor und nach der Pause; auch eine Neuerung im Zungenschlag-Konzept.
Unter der Rubrik „Rückkehr in die Radiozeit“ kommentierten Naumer, Räber und Breuer dann noch scharfzüngig einige O-Ton-Einspieler von Politikerinnen unter anderem zum Brexit, zu Diesel-Fahrverboten und schadstoffarmen (?!) Öko-Panzern.
Ein Highlight des Abends war die Heidelberger Studentenband „Peppermint Soul“, die mit drei eigenen Songs und ihrem herausragenden Sänger Marc Huschke beim Publikum für Begeisterung sorgte.
INFO: 139. Zungenschlag am 24. Februar 2019 (Vorverkauf ab 2. Januar, auch für den 140. Zungenschlag am 17. März).