Die Queen flieht vor Trump

Vieles über die „Schöne neue Welt“ beim 132. Zungenschlag

Von Jutta Schneider

Wird unsere neue Welt virtuell simuliert, wie Bernhard Bentgens im Heidelberger Theater mittels „Protestsong“ als Reminiszenz an 25 Jahre „Zungenschlag“ überlegte? Vermutlich haben wohl immer mehr Leute einen an der Klatsche, befand Gastgeber Axel Naumer. Und Thomas C. Breuer wusste auch gleich, warum: Hirnvergrößerung ist mit plastischer Chirurgie nun mal nicht zu machen. Aus dem Off folgte ein passendes Statement der Queen: Sollte Donald Trump Großbritannien als Staatsgast heimsuchen, verschwindet sie auf ihren Sommersitz nach Schottland, schickt alle ihre Kutschen zum TÜV und die Pferde zum Schmied. Gute Idee. Breuer hat zur Weltlage ein großartiges Gedicht verfasst: „Gott schütze uns vor Schreckgestalten, die irgendwann die Welt verwalten … Vor Hagel, Britstorm und Gewitter, Facebook, Instagram und Twitter“.

Herrn Naumers „Assistänzerin“ Frau Warth hingegen hatte für sich „Die fabelhafte Welt der Rosemie“ entdeckt und suchte ein Netz. Nein, keines zum Einkaufen, sondern eins fürs Handy. Sie kann jetzt, mit allerlei Apps ausgestattet, die Blumen zu Hause ferngesteuert gießen. Aber irgendwie fühlte sie sich dabei nicht so ganz im „grünen Bereich“. Auch Harry Stahl, der von Jean Michel Räber kreierte Hörspiel-Detektiv vom Menglerbau, hatte sich mit digitalen Widrigkeiten herumzuschlagen: Auf der Suche nach Pinguin Nr. 27, der aus dem Luisenpark verschwunden war, gelangte er in die virtuellen Fänge des CIA, der seinen Hut verwanzt hatte.

Durch die Komposition „Ready for the moonshot“ von Pianist Daniel Prandl und den Song „Out of this world“, gesungen von Nina Wurman, war auch die Zungenschlag-Band „Schlag auf Schlag“ am Abendmotto dran. Ein Brüller war dann aber die Zungenschlag-Rubrik „Ich wünsch‘ mir“, zum 25. Jubiläum, denn Frau Warth erschien – auf Wunsch von Herrn Naumer –  als Funkenmariechen mit der Zeitlupen-Version eines Karneval-Medleys gemeinsam mit Nina Wurman und Bernhard Bentgens in „Triologie“-Formation.

Wer sich übrigens wunderte, weshalb Abendgast Friedemann Weise als „jahrzehntelanges Dauernachwuchstalent“ angekündigt wurde, erhielt direkt eine Antwort durch dessen Gags wie „Weißt Du noch, in den 70ern, also Ottos Witze noch witzig war‘n?“. Tja, und auf dem Level blieb er dann auch. Wollen wir mal sagen: eher lauwarm.

Deutlich mitreißender: die Knef. Nein, nicht Hilde, sondern Irmgard (verkörpert von Ulrich Heissig), mondän gewandet als „Zwillingsschwester“. Und auch ihr Timbre war in Knef-Manier, als sie die bekannten Klassiker – neu getextet – anstimmte („Was, wenn’s gelbe Nelken nieselt?“). Aber sie teilte auch verbal mit Blick auf heutige Innovationen gehörig aus: Statt „Sex and drugs and rock’n roll“ gibt es nur noch Veganismus, Laktose-Intoleranz und Helene Fischer. Welch schöne neue Welt! Das begeisterte Publikum applaudierte erfreulicherweise völlig analog.