Lauter Himmelskörper und stille Post in der Poesie

Ein eher romantischer 133. Zungenschlag im Heidelberger Theater

Von Jutta Schneider

Irgendwas ist immer, aber was genau, steht in den Sternen. Naheliegend also, im Heidelberger Theater dem 133. Zungenschlag das Motto „Sonne, Mond und Sterne“ zu verpassen. Wer dabei die Sonne war, ist unschwer zu erraten: Auf einem Segway herein rollend und mit Strahlenkranz auf dem Kopf ging sie auf – Frau Warth, „Assistänzerin“ von Gastgeber Axel Naumer, dem sie einen Lampion in die Hand drückte und ihn so zum Mond machte. Da weder ihr Horoskop für ihn noch ihre Erläuterungen zu Sonnen- und Mondfinsternis Erhellendes bieten konnten, musste ein Star und Sternenexperte ersten Ranges her. Und es kam kein Geringerer als Prof. Joachim Wambsganß, Direktor des Astronomischen Instituts der Universität. Da sein Beobachtungsposten heute nicht mehr in der Heidelberger Sternwarte auf dem Königstuhl sondern in fernen Wüsten angesiedelt ist, sucht er nun von dort Signale aus dem Weltall von Sonnensystemen und „habitablen“ (=bewohnbaren) Sternen. Dabei fragt er sich aber auch, wieso man die Kommunikation mit Lebewesen sucht, die Millionen Lichtjahre entfernt sind, wenn es schon im heimischen Wohnzimmer damit nicht klappt…

Inspiration durch die Sternwarte erhielt Jean Michel Räber für sein Hörspiel um Privatdetektiv Harry Stahl, der den Diebstahl teurer Teleskope von dort aufklärten konnte (unter enormem Einsatz von Geräuschemacherin Nina Wurman). Außerdem hatte sich Räber der Lyrik verschrieben und konnte aus dem Vollen schöpfen mit Gedichten zum Thema. Besonderes „Schmankerl“ – die Metamorphose von Goethes „Über allen Gipfeln ist Ruh‘“, das, ins Japanische übersetzt, von dort den Weg ins Französische und endlich wieder ins Deutsche fand. Das Ergebnis: stille Post in der Poesie.

Auch die musikalischen Einlagen des Abends waren geprägt von Himmelskörpern. Ob von Bernhard Bentgens (solo oder als „Triologie“ mit Nina Wurman und Frau Warth) oder der Band „Schlag auf Schlag“, unter anderem mit der Komposition „Rising Sun“ von Pianist Daniel Prandl.

Natürlich konnte auch Thomas C. Breuer mit trefflichen Wortspielereien allerlei zum Abendmotto beitragen und nahm dabei Sterneköche aufs Korn. Und er fragte sich, wie das nochmal mit der ersten Mondlandung war: Präsident Nixon wollte das Revier der Amis im All markieren und damit vom Vietnamkrieg ablenken; aber ein „Fake“-Dreh in der Wüste von Nevada wäre zu teuer gewesen, also schoss man 1969 Astronauten tatsächlich zum Mond.

Ganz auf der Erde blieb hingegen der russische Jongleur Pavel Roujilo, der aber die Schwerkraft zu ignorieren schien, als er virtuos im Takt der Musik seine neun Bälle durch die Luft warf. Am Ende des romantisch gefärbten Abends applaudierte das Publikum kräftig.

Zum Abschluss des 25. Zungenschlag-Jubiläumsjahres wird es im Dezember besondere Gäste geben: Bill Mockridge (in den 1970er Jahren Ensemblemitglied des Heidelberger Theaters) und Gattin Margie Kinsky.

INFO: 134. Zungenschlag am 10. Dezember 2017 (Vorverkauf für Fördermitglieder ab 2. November).