Graublütler an kultureller Futterstelle beim 118. Zungenschlag im Heidelberger Theater
Von Jutta Schneider
Verhaltensmaßregeln von Moderator Axel Naumer wie „Im Zweifelsfalle: Lachen!“ wären auch beim 118. „Zungenschlag“ im Heidelberger Theater nicht nötig gewesen. Denn das versteht sich ganz von selbst, wenn seine „Assistänzerin“ Frau Warth berichtet, in Waidmannskluft auf einem röhrenden Hirsch sitzend, was sie mit dem Fernglas im Zuschauerraum erspäht: eine Rotte Graublütler, die zur kulturellen Futterstelle kommen.
Thematisch befand man sich diesmal auf dem Lande, das ja traditionell auch gerne mit Bayern gleichgesetzt wird. Und just von dort kommt die mit dem Salzburger Stier 2013 preisgekrönte und urkomische Kabarettistin Martina Schwarzmann, die – völlig unprätentiös – mit skurrilem Humor vom Teufelskreis der Landwirtschaft erzählte, und wie sie spitzbübisch ihrer Oma auch schonmal Bananen in den Kirschbaum hängt, um sie zu beschäftigen.
Mehr ländlich-deftig über das Landleben im Norden der Republik berichtete der zweite Gast des Abends, Dietmar Wischmeyer, einer der Co-Autoren der „heute-show“, bekannt auch als „Der kleine Tierfreund“. Aber er wusste auch allerhand über die Koalitionsgespräche zwischen CSU-Kampfdackel Horsti, der sich auf Ochsenfroschgröße aufpumpt und dem sozialdemokratischen Riesenhamster Gabriel. Und wo bitte ist die Kanzlerin? Allein im Brandenburgischen Bunker, wo sie – angeflutet von Stachelbeerwein – mit schwarzem Filzschreiber die Fotos ihrer Ministerriege durch„ixt“.
Sie (bzw. ihr Alter Ego Maria Grund-Scholer) war auch vom Band zu vernehmen im Rahmen der neuen Zungenschlag-Rubrik „Radio aktuell“ mit Axel Naumer und den „Aussenreportern“ Jean Michel Räber und Thomas C. Breuer. Letzterer bot später (wort)witzige Ideen für einen TV-Mehrteiler aus dem Winzer-Milieu: Keilerei in Kellerei? Ist ja schließlich auch Landleben.
Weniger dem Trinken als falscher Ernährung geschuldet war die Geschichte in Räbers Hörspiel um seinen Protagonisten Harry Stahl, die den Privatdetektiv aufs Land in den Schwarzwald, führte. Sein Dackel Romeo – eher selten mit geeigneter Tiernahrung gefüttert – musste zur Kur. Was sich dann dort mit einer falschen Tierärztin und einem betrügerischen Biobauern abspielte war nicht eben magenfreundlich.
Zungenbrecherisches präsentierte Bernhard Bentgens in seinem Lied: Das Stadtleben findet in der Stadt statt. Wenn man‘s satt hat, ist’s gut, wenn man auf dem Land land‘.
Weitere musikalische Spezereien zum Thema Landleben: Die Zungenschlag-Band Schlag auf Schlag mit einer Komposition ihres Pianisten Daniel Pantl, „Walk in the Countryside“, und mit der großartigen Nina Wurman und dem Song „Calling you“ aus dem Film „Out of Rosenheim“. Und nicht zu vergessen: „Triologie“ in Western-Kluft mit dem amerikanischen Landleben-Song „Don’t fence me in“. Auf alle Fälle: Lachen!