Zwanzig Jahre Treue ohne Reue

Zungenschlag-Auftakt für die nächsten zwanzig Jahre?

Von Jutta Schneider

Es war zwar der 111. Zungenschlag, der im Opernzelt einen Tag vor Rosenmontag stattfand, aber von Karneval keine Spur. Stattdessen blickte das Team humorvoll zurück auf die vergangenen 20 Jahre: Am 12. Januar 1992 war der erste Zungenschlag – schon damals moderiert von Axel Naumer mit seinen unnachahmlichen Überleitungen – über die Bühne des DAI gegangen. Die RNZ hat von Anbeginn berichtet.

Zwei Bundeskanzler und fünf Bundepräsidenten hat die Veranstaltung überlebt, aber es gab immer nur eine „Assistänzerin“: Frau Warth. Und die drückte auch diesmal wieder auf die Tube, äh Tuba. Ja, sie kann nicht nur tanzen oder schwäbisch sparsam sein, sondern auch dieses unhandliche Instrument bedienen, was sie, begleitet von der Zungenschlag-Band „Schlag auf Schlag“ (seit 18 Jahren dabei), unter Beweis stellte. Deren Pianist Wolf Mayer avancierte mittlerweile zum Rektor der Hochschule für Musik in Saarbrücken, weshalb er sich leider aus den nächsten „Zungenschlägen“ ausklinken muss. Die Band gab aber nochmal seine Kompositionen „Boston Summer“ zum Besten und mit Sängerin Nina Wurman Songs wie „My Favorite Things“.

Treue ohne Reue empfand Bernhard Bentgens mit seinem nunmehr 111. Zungenschlag-Lied: „Das ist wie eine Ehe – man kennt sich aus der Nähe“. Und er sang zusammen mit Frau Warth, Nina Wurman und Patrick Bach als „Triologie plus“ – wie immer a capella.

Beim ersten Zungenschlag nur durch eine „getürkte“ Telefonschalte beteiligt, widmete Thomas C. Breuer seinen Rückblick auf die beiden vergangenen Jahrzehnte seinem philosophierenden Käsehändler und dankte ihm für unzählige Inspirationen: „Weesch, wie isch mään? Alla dann – anners mol widder!“

In der illustren Riege der namhaften Zungenschlag-Gäste hatte er bislang gefehlt, aber nun war er gekommen: Emil Steinberger. Er fühlte sich gleich heimisch im Opernzelt, hatte er doch zu Beginn seiner Karriere beim Zirkus Knie den Eisverkäufer gegeben. Nachdem es in Jean-Michel Räbers Hörspiel den Privatdetektiv Harry Stahl in die schweizerische Finanz- und Bergwelt verschlug, war es unvermeidlich, dass auch Emil Steinberger dabei als Polizist („Polizeihauptwache Schnyder, Viertel vor drei…“) mitwirkte. Später las er aus seinem Buch „Wahre Lügengeschichten“ und gestand dem deutschen Publikum, dass Schweizer den ganzen Tag im Dialekt reden, auch nachts.

Ein weiteres zirkuserfahrenes Kleinkunst-Talent erschien in Person von Timo Wopp, der mit seinem „Jonglierkabarett“ begeisterte, wobei er sowohl zyklische und antizyklische Wirtschaftsbewegungen als auch den Rücktritt von Bundespräsident Wulff mit Bällen virtuos darzustellen wusste. Als Motivationstrainer gab er Lebenshilfe und riet: Lukrativ beschweren und meckern, bis Geschenke kommen. In diesem Sinne – der Zungenschlag geht weiter!